ERGOTHERAPEUTISCHE PRAXIS
FÜR ENTWICKLUNGSFÖRDERUNG
Das Therapieprogramm „Attentioner“ stellt ein neuropsychologisches Gruppenprogramm für Kinder und Jugendliche mit ADHS dar. Es eignet sich für Kinder mit Problemen bei der Aufmerksamkeitssteuerung, die sich leicht ablenken lassen und Funktionsdefizite bei geteilter Aufmerksamkeit haben. Als Ursache für die Aufmerksamkeitsstörung kann eine Inhibitionsstörung vorliegen, aufgrund derer die Kinder nicht in der Lage sind, die ablenkenden Reize zu hemmen.
Das Trainingsprogramm besteht aus 15 Sitzungen mit einer Dauer von 60 Minuten, in denen in einer Gruppensituation jeweils bis zu vier Aufgaben durchgeführt werden. Diese stammen aus den Bereichen Aufmerksamkeitsfokussierung, Aufmerksamkeitsteilung, Arbeitsgedächtnis oder Raumwahrnehmung.
Die Gruppensituation ermöglicht eine strukturierte Bearbeitung verschiedenartiger Aufmerksamkeitsanforderungen und vor allem der Erzeugung alltagsnaher Lösungsstrategien, da die Kinder voneinander lernen können.
Die Sitzungen sollten wöchentlich erfolgen.
Es besteht eine hohe Therapiemotivation durch integrierte Wettbewerbssituationen, in denen jeweils zwei Kinder eine Teamaufgabe bearbeiten.
Ein weiteres Element des Trainings bildet ein Response-Cost-Token-System (Belohnungssystem durch Punkte, die für gut gelöste Aufgaben vergeben werden).
Durch dieses soll
Die Geheimaufträge bestehen jeweils aus einer Knobelaufgabe, die verschiedene Problemlösefähigkeiten anspricht. Diese Aufgaben sind in der Regel nicht auf Anhieb lösbar und erfordern die Fähigkeit, Frustrationen auszuhalten. Die Eltern dürfen und sollen bei der Lösung so weit wie nötig -und vom Kind eingefordert- helfen.
Wenn eine Aufgabe gelingt, ist die persönliche Bestätigung sehr groß.
Ein Ziel ist die Förderung im Bereich der Aufmerksamkeit, wobei in erster Linie mit dem „Attentioner“ die selektive Aufmerksamkeit verbessert werden soll. Dazu gehören die Hemmung der Reaktionsimpulse und das Erreichen einer deutlich verminderten Konzentrationsschwankung als Kennzeichen für eine stark reduzierte Ablenkbarkeit.
Ebenfalls soll die Fähigkeit zur parallelen Verarbeitung von Reizen trainiert werden, die auf die gleichen oder auf mehrere Sinne gerichtet sind.
Ein weiteres Ziel ist die Steigerung der Selbstregulation (auch eigenverantwortliches Handeln). Im Training soll das Kind zu eigenverantwortlichem Handeln befähigt werden. Dies umfasst z.B. das Mitbringen der Geheimaufträge oder das Anrufen des Therapeuten im Krankheitsfall, um gegebenenfalls um die Zusendung des Geheimauftrages zu bitten.
Das Kind soll lernen, auf seine Unterlagen selbst zu achten und, wie häufig zu beobachten ist, sich nicht auf die Eltern zu verlassen und diesen die Verantwortung für fehlendes Material zuzuschreiben.
Der Abbau von sozial unerwünschtem Verhalten soll erreicht werden.
Der Trainingserfolg lässt sich durch den Ergebnisvergleich aus der Eingangs- und Abschlussuntersuchung ermitteln.
Am Ende des Trainings soll der Transfer in den Alltag stattfinden.
In den meisten Fällen hat es sich gezeigt, dass die Kinder die neu erworbenen bzw. verbesserten Fähigkeiten im Bereich der selektiven Aufmerksamkeit eigenständig im Alltag anwenden. Auch wurde von Eltern und Lehrern ein verbessertes eigenverantwortliches Lernverhalten zurückgemeldet.
Häufig kam es auch zur Verbesserung der Schulnoten und in einigen Fällen hat es sich als günstig erwiesen, ein abgewandeltes Belohnungssystem mit einem Punkteplan in den häuslichen Alltag des Kindes einzuführen.
Gelingt es dem Kind, ohne ein therapeutisches Eingreifen über den „Attentioner“ hinaus, sein Verhalten zum Erwünschten hin zu verbessern, wird nicht in die Selbststeuerung durch Elternarbeit eingegriffen.