ERGOTHERAPEUTISCHE PRAXIS
FÜR ENTWICKLUNGSFÖRDERUNG
Probleme mit dem Lernen kennen alle Menschen. Oft findet man eigene Lösungen, aber es kommt auch vor, dass man ein ungünstiges Lernmuster beibehält, obwohl es nicht zum Erfolg führt. Dies ist häufig der Fall, wenn die Gründe einer Lernstörung in der Persönlichkeit oder im Umfeld des Lernenden liegen.
Schulkinder haben bereits vielfältige Probleme durch Lernkrisen (zum Beispiel nach dem Übertritt an die Oberstufe), akutem Noten- Notstand mit gefährdeter Versetzung, psychosomatische Beschwerden (Bauchweh/Kopfweh/Übelkeit), Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsprobleme, Überforderung (auch der Mutter/des Vaters) und daraus folgender Familienstress. Nicht selten werden schulische Leistungen durch Mobbing negativ beeinflusst.
Jugendliche suchen häufig in der Lerntherapie nach Möglichkeiten, sich neu zu motivieren. Sie möchten bessere Lern- und Arbeitsstrategien entwickeln, Stress abbauen oder ihre Prüfungs- und Versagensängste in den Griff bekommen.
Erwachsene erfahren ebenfalls in vielen Fällen Hilfe durch Lerntherapie. Oft werden in einer neuen Aus- oder Weiterbildung die negativen Erfahrungen mit den eigenen Lernproblemen aus der Schulzeit wieder wachgerufen. In einigen Fällen müssen aber auch nach Krankheiten oder Unfällen mit Hirnverletzungen alte Lerninhalte erneuert und das Lernen neu organisiert werden.
Menschen mit Teilleistungsschwächen und anderen Lernerschwernissen oder leichten Hirnschädigungen finden im geschützten Rahmen der Lerntherapie günstige Voraussetzungen, um ihre individuellen Möglichkeiten zu entdecken.
Die Grundlage der lerntherapeutischen Arbeit bildet eine behutsame Suche nach den Ursachen der Lernprobleme. Zunächst verschafft sich ein Lerntherapeut Eindrücke von wichtigen Aspekten wie dem Lernstand, dem Lernverhalten, der psychischen Befindlichkeit, der emotionalen Entwicklung und der Sozialisation des Klienten.
Bei Kindern werden viele wertvolle Hinweise durch Beobachtungen beim Spielen gesammelt. Hand-Auge-Dominanz und Koordination, Körper- und Raumgefühl, Reaktionsvermögen, Frustrations- toleranz und viele andere Informationen lassen sich auf spielerischem Weg erfahren. In einem darauf folgenden gemeinsamen Gespräch mit den Eltern werden Testergebnisse und Eindrücke festgehalten, Fördermaßnahmen vorgestellt und eine gemeinsame Zielsetzung erarbeitet.
Bei einem Schüler ist zunächst der Lernstand von wichtiger Bedeutung. Gibt es Lücken im Stoff und wann sind sie entstanden? Welche Problemlösestrategien kennt der Schuler und wendet er sie an? Viele Hinweise kann der Therapeut auch durch Gespräche mit den Eltern oder Lehrern erfahren.
Grundsätzliche Beobachtungen gelten der Lernorganisation und der Erkennung des Lerntypus eines Klienten. Wann macht er Aufgaben? Wo? Welche Umstände begleiten seine Arbeit? Wie ist sein Arbeitsplatz eingerichtet, sein Material organisiert? Lernt er besser über den visuellen, den auditiven Kanal oder in einer Kombination? Wo liegen seine Stärken (und Schwächen)?
Anhand von Daten und Eindrücken in der diagnostischen Phase erarbeitet ein Lerntherapeut einen individuellen Förderplan und bespricht mit dem Klienten geeignete Maßnahmen.
Die gemeinsame Zielsetzung, die Fortschritte des Lernenden und damit die Wirkung der Fördermaßnahmen können alle Beteiligten während der lerntherapeutischen Phase stets mitverfolgen und überprüfen.
Einerseits das Lernen, insbesondere die Verbesserung der Lernqualität, andererseits die Entwicklung und die Befindlichkeit der Persönlichkeit.
Um diesem Anliegen in der Praxis gerecht werden zu können, verfügt die Lerntherapie über ein vierstufiges Handlungsmodell:
LERNKOMPETENZ
SELBSTKOMPETENZ
PERSÖNLICHKEITSKOMPETENZ
BEZIEHUNGSKOMPETENZ