ERGOTHERAPEUTISCHE PRAXIS

FÜR ENTWICKLUNGSFÖRDERUNG

SCOPE & MOHOST
Befundungsinstrumente des Modells der menschlichen Betätigung (MOHO-Model of Human Occupation)

Die Grundlage für eine therapeutische Behandlung ist eine individuelle Befunderhebung. Nur mit ausreichenden Informationen über den Patienten ist der Therapeut in der Lage, diesen zielgerichtet und erfolgreich zu behandeln. Mit SCOPE und MOHOST stellen wir Ihnen zwei Befundungsinstrumente des Modells der menschlichen Betätigung (MOHO) vor, die in unserer Praxis Anwendung finden. Das SCOPE wurde für Kinder und Jugendliche entwickelt und das MOHOST für erwachsene Patienten.

SCOPE (Short Child Occupational Profile)
Das SCOPE wurde entwickelt, um
  • die Ausführung der Betätigung eines Kindes unabhängig von Symptomen, Diagnose, Alter oder Einflüssen der Rahmenbedingungen einer Behandlung darzustellen
  • einfach und schnell angewendet zu werden
  • betätigungsorientierte Behandlungen zu fördern
  • die Veränderungen der Betätigungsteilhabe des Kindes innerhalb eines gewissen Zeitrahmens zu bewerten und Therapieergebnisse zu beurteilen
Das SCOPE ermittelt individuelle Stärken eines Kindes, die seine Beteiligung an den alltäglichen Aktivitäten fördern. Es erkennt aber auch Probleme, die ein Kind dabei behindern, alltägliche Aktivitäten erfolgreich zu bewältigen, beispielsweise
  • eine eingeschränkte Motivation
  • die Schwierigkeit, Verantwortung zu übernehmen
  • eingeschränkte Muskelkraft
  • eine begrenzte Fähigkeit, Ideen und Gedanken auszudrücken
Das SCOPE untersucht ferner, inwieweit verschiedene Orte, Objekte und andere Personen (Settings) das Kind bei alltäglichen Aktivitäten unterstützen. Für die Bewertung werden unterschiedliche Informationen aus verschiedenen Bewertungsmodellen und Fragenkatalogen gesammelt, wie
  • zeigt das Kind Neugierde, wie beginnt es Aktionen, ist sein Verhalten zielgerichtet, bleibt es bei der Sache, versucht es Probleme zu lösen, sucht es Herausforderungen und zeigt es Freude über sein Können (Pediatric Volitional Questionnaire, PVQ)
  • kann ich mich alleine waschen, ohne Hilfe anziehen, kann ich alleine essen, erledige ich meine Aufgaben, gehe ich sorgfältig mit meinen Sachen um und kann Ordnung halten usw.  Also eine Selbstauskunft des Kindes (Child Occupational Self Assessment, COSA)
  • Lehrerinterview zur Handlungsfähigkeit des Schülers in schulbezogenen Problembereichen
  • Schülerinterview zum Schulalltag, dem Umgang mit Klassenkameraden, Schulfächern und Pausenverhalten,
  • Elterninterview zur Rolle des Kindes in der Schule (Occupational therapy psychosocial assessment of learning, OT-PAL)
  • und das School Setting Interview (SSI) zu schulischen Angelegenheiten und Hintergründen des Lernens.
Diese Informationen geben Aufschluss über persönliche Faktoren
  • der Fähigkeit,  Motive und Absichten in Ergebnisse umzusetzen (Volition)
  • der Gewöhnung und erlernten Verhaltensunterdrückung (Habituation)
  • der Kommunikations- und Interaktionsfertigkeiten
  • der prozesshaften und motorischen Fertigkeiten
  • der Umwelt
MOHOST (Model of human occupation screening tool)
Das MOHOST wurde als Befundungsmittel für Erwachsene konzipiert. Es setzt sich durch gezielte Fragestellung mit Problemen, Stärken und Schwächen der Eigenaktivitäten und der Teilhabe an Aktivitäten der Klienten auseinander.

Der Wert des MOHOST liegt in der Fähigkeit, den Einfluss von Willen, Gewöhnung und Umwelt in erweitertem Maße zu berücksichtigen. Es findet daher üblicherweise in Verbindung mit MOHO-Befunderhebungen und Interviews Anwendung bei der Befundung.

  • durch Beobachtungen z.B. der Kommunikation und Interaktion, ACIS,
  • der Gewohnheiten, VQ
  • durch Selbsteinschätzung (Interessenscheck, Rollencheck)
  • durch Interviews (über die Rolle des Arbeitenden und das Arbeitsumfeld, WRI, WEIS)

Das MOHOST eignet sich sehr gut bei der Befundung von Klienten, die nicht in der Lage sind, ihre Bedürfnisse bezüglich einer Betätigung herauszufinden. Es gibt einen Überblick über die Teilhabe an Betätigungen und bietet auch die Möglichkeit, Resultate mit anderen Klienten in einer Gruppenkonstellation zu teilen und durch die Diskussion Ziele herzustellen.

Das MOHOST wird sowohl für Klienten genutzt, die sich ausdrücken können, als auch für diejenigen, die dazu nicht in der Lage sind. Es wird auch ohne andere zusätzliche Befunderhebungen angewandt, wenn eine schnelle Übersicht über die Bedürfnisse eines Klienten benötigt wird. Bei festgestellten Schwierigkeiten auf einem bestimmten Gebiet können weitere spezielle Befundungen jederzeit erhoben werden.